46. Oktoberfestregatta Pilsensee
And the winner is: … Halt, so schnell geht’s ja wirklich nicht. Erstmal die Rahmendaten: 14 Boote aus neun Revieren am letzten Septemberwochenende an der Startlinie, 25 Grad, drei bis vier Windstärken, vier Wettfahrten. Typisch Pilsensee also. Was will man mehr?
Stimmt nicht ganz? Doch: Am Samstag waren es 12 Grad Lufttemperatur, bedeckter Himmel. Und am Samstag waren es dann 13 Grad. Ebenfalls bedeckter Himmel, etwas Hochnebel – aber zumindest keine Nebelsuppe auf dem See. Also: zusammen 25 Grad.
Die Regatta war gemeinsam mit den Open Skiffs angesetzt, die auf einer eigenen Bahn segelten. Dieses Gerät, zwischen Optimist und Laser anzusiedeln, lockt viele sehr junge Segler an (und doppelt so viele Eltern …). Die Kids waren stark motiviert – und segelten am Samstag schonmal drei Rennen, ehe sich die Kieler überhaupt bemüßigt fühlten, dem Ruf der Wettfahrtleitung zu folgen. So wurden die Segel gesetzt: Hoffnungsvoll ging es bei einer Windstärke auf den See hinaus. Bis das letzte Boot eingekrant war und abgelegt hatte, erinnerte auf dem glatten See nichts an den Anlass, die Kieler auf denselben zu holen. Eine Stunde später waren alle wieder an Land und fieberten dem Highlight des Wochenendes entgegen, dem Abendessen der neuen Küchen-Crew des SC Pilsensee unter der Leitung von Marion Eder. Sie verköstigte die Segler auch erfolgreich, lecker und allumfassend. Die Fußabdrücke von Brigitte Meier, die diesen Job 35 Jahre gestemmt hatte, habe sie gut gefüllt, meinte nicht nur SCP-Präsident Stefan Eder. Schon an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die bisherige wie die neue Küchen-Crew des SCP!
Die Hütte war geheizt, das Lagerfeuer angezündet – und doch war es eine der kürzesten Partys am Pilsensee. Flottenkapitän Amir Malki konnte schon vor Mitternacht ins Bett gehen. „Ich hab hier auch schon bis halb sechs ausgehalten“, meinte Amir mit Blick auf frühere Zeiten.
Der Sonntag begann wie der Samstag. Herbstlich ruhiges Wetter. Vom angedrohten Nebel auf dem See keine Spur, aber auch nur ein Windhauch zu sehen. Unverdrossen drängten die Kids wieder auf den See. Für die Kieler kündigte Stefan Eder eine spätere Startbereitschaft an: „So umara halbdreiviertelelfe holen wir euch auf den See“, ließ er unmissverständlich wissen. Die weißblaue Fahne am Maibaum in Hechendorf hoch über dem Westufer zeige immer noch zu wenig Wind für so ein großes Schiff wie den KIELzugvogel an.
Es dauerte nur Minuten, bis der Vizepräsident der Klassenvereinigung ungeduldig am Ufer hin und her lief. „Ob wir hier herumsitzen oder auf dem See, ist doch egal“, trieb er die Segler (und Seglerinnen, es waren viele gemischte Crews am Start) an. Keine höhere Instanz stellte sich dem entgegen – und so waren fast alle auf dem See, als die Wettfahrtleitung offiziell zum Auslaufen aufforderte.
Zunächst sah es nach fünf Knoten Wind aus Nordwest aus. Doch im Startgebiet versammelt konnte man schon das Windmuster für den restlichen Tag erkennen. Ein Hauch aus Nordwest – und nach ein paar Minuten hatte sich der Wind verausgabt, machte eine Pause und versuchte sich dann von Nord oder Nordost erneut. Im Grunde genommen schossen die Windstriche wie Pilse (!) aus dem See – so etwa alle sieben Minuten einer.
Auf glattem Wasser vollendeten die Skiffs eine weitere Wettfahrt. Irgendwann wird schon wieder ein Wind kommen, dachten sich alle – und so ging es in die erste Wettfahrt. Mit einer knappen Windstärke ging man auf die erste Kreuz. Die Startlinie lag gut, es wurde gekreuzt – und oben waren die üblichen Verdächtigen vorne. Auf dem Downwind wurde es dann immer glatter auf dem See – und unten an der Leetonne wurde Bahnabkürzung signalisiert. Also rum ums Fass und rüber ins Ziel. Nach 15 Minuten waren die ersten im Ziel (Kujans vor Zieris und Malki/Röll). Eine Renndauer wie in der Bundesliga.
Bis die Letzten im Ziel waren, war der Wind wieder da – und es konnte weiter gehen. Zweiter Start, diesmal wurden zwei Runden gesegelt, fast die doppelte Renndauer. Die Reihenfolge im Ziel versprach Spannung. Statt der Meister-Crew war das Boot des Klassenpräsidenten Babik Erster vor dem Vater-Tochter-Team Göbner/Selent und Kempf/Kößel.
Unmittelbar darauf das dritte Rennen. Diesmal ein echt guter Einser-Wind kurz nach dem Start, einer der Crew musste oben sitzen. Doch bis zur Luvtonne war alles vorbei, der Seespiegel beruhigte sich. Der Schneckerl-Express wurde seinem Namen gerecht, zog seine Spur durch unberührtes Wasser um die Wendemarke. „So ein Sch…wind“, kommentierte der führende Steuermann fast unhörbar. Der Wind kam aber ein paar Minuten später wieder. Drei Runden wurden absolviert, bis der See erneut glatt war. Die Kujans holten sich den Laufsieg vor den Babiks sowie Uwe und Benny. Damit waren drei Teams mit nur einem Punkt Unterschied an der Spitze. Wird es ein viertes Rennen geben? Ist der Meister zu schlagen? Oder kommt ihm der Streicher zugute?
Und noch einmal hauchte der Wind allen Beteiligten Hoffnung ein: Vierter Start. Diesmal aber von Anfang an glattes Wasser auf dem ganzen Parcour. Kein Wind, aber von rechts. Nur nicht wenden müssen, um ganz stehen zu bleiben … Es war also erneut ein ganz kurzes Rennen. Nach nur einer Runde ging es wieder ins Ziel. Erste diesmal die Jungs aus dem Pott, Benny und Uwe, vor den Kujans und den Seegers.
Rechnet man alle vier Wettfahrten zusammen, kommt man summasumarum auf gut drei Windstärken. By the way: Was man am Pilsensee nicht unterschätzen darf, ist die Dauer der Begrüßung und der Siegerehrung. Gesegelte und geredete Zeit hielten sich beinahe die Waage …
Und nun wollen wir auch die Spannung auflösen und die Gewinner benennen: Der zweite Platz im letzten Rennen reichte Herbert und Elisabeth Kujan (SC Füssen/Forggensee), um mit nur vier Punkten (bei einem Streicher) die Oktoberfestregatta am Pilsensee mit klarem Vorsprung zu gewinnen. Zweite wurden Benjamin Auerbach und Uwe Horstmann von der WRK (Wassersportgemeinschaft Rumeln-Kaldenhausen 1961 e.V., Duisburg) mit neun Punkten. Sie verbesserten sich durch den Laufsieg im vierten Rennen erheblich. Einen Zähler dahinter landeten Oliver und Katja Babik (SC Hattingen). Auf Rang vier segelten Volker Göbner und Vivien Selent (Augsburger SC), punktgleich vor Lokalmatador Amir Malki mit Marc Röll (SC Pilsensee) – die dreimal Vierte waren, nur im ersten Lauf nicht.
Ein ganz besonderer Dank geht an den SC Pilsensee, die Wettfahrtleitung um Stefan und Sophia Eder und das Küchenteam um Marion Eder und natürlich alle anderen Helfer. Sie haben das Maximale aus den Bedingungen geholt. Das Segeln mit den Open Skiffs an einer Startlinie und separaten Wendemarken war übrigens absolut unproblematisch.
Stefan Eder bot abschließend an, kommendes Jahr (letztes Wochenende im September) auch denjenigen, die sonst über Nacht nach Hause fahren müssen, eine Unterkunft zu vermitteln „Irgendwas wer ma scho finden!“
Volker Göbner